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Wieder schwerer Häuserschaden an Altbau nach 3D-Seismik

 

Nach den seismischen Untersuchungen im Rahmen des Geothermie-Projekts in Wörth sorgt ein konkreter Schadensfall weiter für Diskussionen. Ein Hausbesitzer im Wörther Altort, macht die Erschütterungen durch sogenannte Vibro-Trucks für mehrere Risse in seinem Haus verantwortlich. Ein vom Wärmewerk beauftragter Gutachter widerspricht dieser Darstellung – ohne den Schaden je vor Ort begutachtet zu haben. Der Fall wird nun juristisch aufgearbeitet.

 

 

Am Morgen eines Februartages führten die Vibro-Trucks von Geofizyka Torun S.A. seismische Messungen im Wörther Altort durch – auch direkt vor dem Haus der betroffenen Familie in der Königstraße. Kurz danach seien Risse in der Wohnzimmerdecke sowie in einer Außenwand entstanden. „Die Risse waren vorher nicht da“, sagt der Hausbesitzer. Besonders gravierend: Im Bereich zum angebauten Wintergarten soll ein Riss entstanden sein, durch den man „aus dem Schlafzimmer hindurchsehen“ könne.

Eine erste Begutachtung erfolgte durch eine Mitarbeiterin eines Karlsruher Büros, allerdings lediglich durch Fotoaufnahmen aus der Distanz. Der Geschädigte kritisiert, dass weder Leitern noch andere Hilfsmittel genutzt wurden, um die Schäden genauer zu dokumentieren. Das endgültige Gutachten, das ihm Wochen später vorgelegt wurde, kommt zu dem Schluss, dass es sich um „alte Risse“ handele – erkennbar an Verschmutzungen an den Rissflanken. Diese Beurteilung basiert allein auf Fotos.

Streit um die Ursache – große Diskrepanz bei den Kosten

Vom Wärmewerk wurde eine Kulanzzahlung in Höhe von 1.400 Euro angeboten. Der Geschädigte ließ dagegen einen Kostenvoranschlag von einem Maler- und Stuckateurbetrieb erstellen: rund 14.000 Euro inklusive Gerüst. „Das steht in keinem Verhältnis“, findet der Hausbesitzer – und hat inzwischen rechtliche Schritte eingeleitet. Auf Veranlassung seines Anwalts soll nun ein neues Gutachten erstellt werden.

Das Wärmewerk, ein Gemeinschaftsunternehmen von Daimler Truck, Energie Baden-Württemberg und der Stadt Wörth, betont auf Anfrage, dass sämtliche Schadensmeldungen individuell geprüft worden seien. Man habe mit externen Sachverständigen zusammengearbeitet und versuche, mit Betroffenen im Gespräch zu bleiben. Auch der Fall im Altort sei „sorgfältig“ behandelt worden. Auf weitere Details wolle man mit Blick auf das laufende Verfahren derzeit nicht eingehen, hoffe aber auf eine einvernehmliche Lösung.

Bedenken aus der Bürgerschaft nehmen zu

Der Fall wirft Fragen nach der Verhältnismäßigkeit und den Folgen von Tiefengeothermie-Maßnahmen in bebauten Gebieten auf – gerade in sensiblen Altorten. In Wörth äußern Bürgerinnen und Bürger seit Längerem Bedenken gegenüber derartigen Großprojekten. Immer wieder wird betont, dass Sicherheit, Transparenz und die Konsequenzen für Hausbesitzer ernster genommen werden müssten.

Zwar betont das Wärmewerk, bei den seismischen Messungen nach geltenden Vorgaben gearbeitet zu haben, doch der Fall zeigt, wie unterschiedlich die Einschätzung der tatsächlichen Folgen ausfallen kann. Die Frage, ob die Risse tatsächlich auf die seismischen Aktivitäten zurückzuführen sind, bleibt vorerst offen – wird aber nun von einem Gericht geklärt werden müssen.

Hier und auch in einem ähnlichen Fall in Schwetzingen sieht man in alarmierender Deutlichkeit, wie schnell Bürger mit Schäden allein gelassen werden, während die Geothermie-Unternehmen sich hinter Gutachten verstecken. Wir empfehlen allen Bürgern, insbesondere Besitzer von Altbauten, sich massiv zu wehren, wenn Geothermie-Unternehmen mit Rütteltrucks anrücken, wie dies erfolgreich in der Gemeinde Meckenheim geschah. Falls trotzdem seismische Eingriffe in Wohngebieten stattfinden, muss die Entschädigung auf Neuwertbasis erfolgen. Sonst wird Vertrauen verspielt – und das zu Recht.

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