Bundesverband Bürgerinitiativen Tiefe Geothermie e.V.


TIEFENGEOTHERMIEPLÄNE BEREITS AM ENDE?

Nach den Plänen von Bund und Ländern soll die Tiefengeothermie künftig als „alternative Energiequelle einen Großteil unserer Wärme- und einen gewissen Anteil der Stromversorgung sichern. Ungeachtet dessen, dass es sich beim Oberrheingraben um eine seismisch aktive Zone handelt, will man auch hier aktive Planungen umsetzen.

Dass dies für die Bürger, die Industrie und das ansässige Gewerbe mit umfangreichen Gefahren verbunden ist, scheint man indes jedoch konsequent auszublenden.

Eine aktuelle Zusammenstellung einiger Projekte:

 

LANDAU

Das Werk in Landau steht bereits seit fast einem Jahr still. Die Verrohrungen sind anscheinend so marode, dass man wegen Undichtigkeiten eine Verunreinigung des Grundwassers durch giftiges Tiefenwasser befürchtet. Es fanden bereits im November 2023 an festen Entnahmepunkten Grundwasser-Schadstoffmessungen statt. Die Ergebnisse sind unbekannt.

Inwiefern der Besitzer der Anlage, die IKAV Investmentgesellschaft mit Sitz in Hamburg diesen Zustand verändern möchte, ist ungewiss. Sicherlich sind hier inzwischen Millionen-Investitionen notwendig, um das erst seit 2007 mit vielen, oftmals längeren Unterbrechungen laufende Werk am Leben zu erhalten.

Das Landauer Fernwärmenetz wird inzwischen über das benachbarte Redundanz-Gaskraftwerk mit Wärme versorgt. Redundanz-Kraftwerke sind die „Wegbegleiter“ der teils unzuverlässig arbeitenden Tiefengeothermieprojekte. Sie liefern bei Stillstand fossil erzeugte Wärme, u. a. bei Reparaturen, Revisionen, Wartungen bzw. auch bei den teilweise jahrelangen Stilllegungen.

Der SWR schreibt zum Thema am 23.11.2023:

Das Kraftwerk dürfe erst wieder hochgefahren werden, wenn die Firma dem Bergamt nachgewiesen hat, dass die ganze Anlage sicher und zuverlässig betrieben werden kann.

➡️ https://www.swr.de/swraktuell/rheinland-pfalz/ludwigshafen/geothermiekraftwerk-landau-steht-still-vor-einweihung-der-lithium-versuchsanlage-100.html

Der Aktienkurs der hier inzwischen auch in Landau u. a. zwecks Lithium-Extrahierung aktiven Firma Vulcan Energie Ressourcen GmbH mit Hauptsitz im australischen Perth gerät seit über zwei Jahren immer weiter unter Druck. Hatte im September 2021 eine Firmenaktie noch einen Wert von fast 10 Euro, ist man derzeit bei einem Wert von +/- 1,30 Euro angekommen.

Bereits im Oktober 2021 hatte die US-Investmentgesellschaft J Capital Research der Firma Vulcan vorgeworfen keine Zukunft zu haben. Die Kursentwicklung der Vulcan-Aktie an den Börsen scheint dies nun im Nachhinein zu bestätigen?

➡️ https://www.tiefegeothermie.de/news/anschuldigungen-eines-shortsellers-gegen-vulcan-energy-resources

 

KARLSRUHE

In Karlsruhe sind in Neureut und im Rheinhafen bisher 2 Tiefengeothermieprojekte geplant.

Allerdings schreibt die Stadt im Januar 2024 in ihrer Stellungnahme zum Ergänzungsantrag FW|FÜR, Vorlage Nr.: 2023/0840/4:

"Nachdem das Land Baden-Württemberg im Sommer 2023 der EnBW / SWK die gemeinsame Aufsuchungserlaubnis für das Areal Rheinhafen erteilt hat, wurde zwischenseitlich seitens der Deutschen Erdwärme Klage gegen diesen Bescheid eingereicht. Bis zur Entscheidung bezüglich der Klage können keine weiteren konkreten Schritte zur Vorbereitung der Aufsuchung unternommen werden. Aufgrund des anhängigen Verfahrens sind konkrete Prognosen bezüglich des Zeitplans zur Errichtung der Geothermie-Anlage im Rheinhafen derzeit nur sehr schwer möglich. Momentan gehen die Stadtwerke jedoch von einer Umsetzung nicht vor Mitte der 2030er Jahre aus."

Unter 14.3 „Klare Roadmap für den Energieleitplan:

➡️ https://sitzungskalender.karlsruhe.de/db/ratsinformation/termin-9054

Wie kann die Stadt Karlsruhe jetzt noch mit einer Deutschen Erdwärme zusammenarbeiten? Warum hat Karlsruhe seine Tiefengeothermiepläne nicht längst aufgegeben und sucht nach sinnvollen Alternativen?

 

GRABEN-NEUDORF

Die BNN schreibt am 17.01.2024 zu Graben-Neudorf: 

Vor 2028 ist der Wärmenetzausbau unrealistisch.“

Wenn es mit der Tiefengeothermie und dem Wärmenetzausbau nicht klappt...

Graben-Neudorf geht davon aus, dass eine Aussage zur thermalen Fündigkeit erst 2025 getroffen werden kann und plant daher mit Alternativen zur Tiefengeothermie: Mehrere kleine Netze, die durch Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke und Abwärme gespeist werden.

Offenbar rechnet auch die Gemeinde inzwischen mit einem Scheitern des dortigen Bohrprojektes.

Die Deutsche Erdwärme hat inzwischen den örtlichen Bohrplatz fast vollständig beräumt, man wolle im Jahr 2024 die zweite Bohrung beginnen. 

Fragwürdig erscheint es jedoch, wie man das Problem der angetroffenen viel zu hohen Temperaturen lösen möchte. Andere TG-Kraftwerke (bspw. Holzkirchen) haben erhebliche Probleme bereits mit Tiefenwasser-Temperaturen von 160 Grad.

➡️ https://www.merkur.de/lokales/region-holzkirchen/holzkirchen-ort28831/der-dritte-stoerfall-in-einem-jahr-92180027.html

Mehrere Male hatten Graben-Neudorfs Gemeinderäte die Deutsche Erdwärme GmbH um eine Auskunft zur gemessenen Förderrate gebeten, jedoch blieb das Unternehmen schweigsam. Die bei den durchgeführten Tests gemessene Förderrate würde auch für die Gemeinde wichtige und gleichzeitig notwendige Aufschlüsse für ihre weitere Wärmeplanung bringen. 

 

WAGHÄUSEL

Am 26.03.2023 lehnten die Bürgerinnen und Bürger von Waghäusel in einem Bürgerentscheid die Tiefengeothermiepläne vor Ort mit einer überragenden Mehrheit von 72,88 % ab. Es zeigte sich damit nicht das erste Mal, dass Bürger regionalen Tiefengeothermieplänen schon aufgrund der damit verbundenen unmittelbaren Gefahren für die Allgemeinheit mehrheitlich die Zustimmung versagen. 

Nach Angaben der Deutschen Erdwärme werden (angebliche) Grundstücksangebote von privaten Grundstücksbesitzern seit dem Frühsommer 2023 geprüft. Leider hat die Firma bisher keinerlei Belege für die Richtigkeit ihrer Behauptungen vorgelegt. Verhält es sich damit ähnlich, wie mit der Behauptung der Deutschen Erdwärme auf ihrer Homepage, dass sie: „ … Deutschlands größter privater Entwickler und Betreiber von Erdwärmeanlagen…“ sei?

Wer mit falschen Behauptungen wirbt, sollte sich grundsätzlich überlegen, ob er damit nicht eher seine vermutliche Unglaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit bekräftigt.

 

DETTENHEIM

Dettenheim plant weiter mit Tiefengeothermie. Dort hatten die Deutsche Erdwärme, Bürgermeister Frank Bolz und der Gemeinderat mit relativ unfairen Mitteln im September 2023 ein Bürgerbegehren „ausgehebelt“ und verhindert.

➡️ https://bnn.de/karlsruhe/karlsruher-norden/dettenheim/ig-dettenheim-hat-kampf-gegen-geothermie-noch-nicht-aufgegeben

➡️ https://www.wochenblatt-reporter.de/waghaeusel/c-lokales/deutsche-erdwaerme-gegen-buergerinnen-und-buerger_a488294

Die Deutsche Erdwärme wartet indessen seit über zwei Jahren auf die Genehmigung für ihren Hauptbetriebsplan zum Dettenheimer Projekt vom Regierungspräsidium Freiburg. Dieser Antrag wurde bereits weit vor einer rechtlichen Überlassung des Grundstückes beim RP Freiburg im Dezember 2021 eingereicht. 

Sicherlich wäre es interessant, zu wissen, warum bisher keine Genehmigung erteilt wurde. Beurteilt man in Freiburg vielleicht die Firma nach ihrem ersten, wohl eher als „Chaos-Bohrloch“ zu bezeichnenden Teilprojekt (mit 13 anstatt geplanter 3 Monate Bohrzeit) in Graben-Neudorf anders als zuvor?

➡️ https://www.deutsche-erdwaerme.de/wp-content/uploads/Antrag-Hauptbetriebsplan-Dettenheim-Anschreiben.pdf

 

PHILIPPSBURG

Auch für Philippsburg ist weiterhin ein Tiefengeothermieprojekt vorgesehen. Dort hat das Land Baden-Württemberg, vertreten durch Forst BW und dem zuständigen Minister Peter Hauk (CDU) der Deutschen Erdwärme ein 3 Hektar großes Waldgrundstück inmitten des Philippsburger Stadtwaldes zur Errichtung eines Tiefengeothermiekraftwerkes verpachtet.

Ähnlich wie den Graben-Neudorfern im Februar 2021, stehen Philippsburg die gleichen erschreckenden Bilder bevor, wenn der Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere auf dem Areal zerstört werden. Sicherlich sollte nicht nur die Jugend solche örtlichen „Schulungstage“ nutzen, um sich die katastrophalen Auswirkungen von politischen (Fehl-)Entscheidungen auf die mehr als schützenswerte Ökologie zu betrachten.

➡️ https://www.facebook.com/IG.TiefengeothermieLandkreisKarlsruhe/posts/267018368107177

Auf der Homepage der Stadt Philippsburg findet man sehr viele interessante Details zum bisherigen Stadtwald: 

Das Waldgebiet besteht vorwiegend aus Pappeln, Eschen, Eichen und Kiefern, aber auch seltene Baumarten wie die Flatterulme, Wildobst oder die Silberpappel sind hier zu finden.

Im Stadtwald liegen 3 FFH-Gebiete, 1 Vogelschutzgebiet, 2 Naturschutzgebiete und ein Landschaftsschutzgebiet. „Dies zeigt den hohen ökologischen Stellenwert des Stadtwaldes.“, schreibt man.

Fast ein Fünftel des Stadtwaldes sind wertvolle Biotopflächen. Im Stadtwald sind ebenfalls viele seltene Tier- und Pflanzenarten beheimatet, wie bspw. die Wildkatze, der Hirschkäfer und 15 Fledermausarten (von 21 in Deutschland vorkommenden). Als seltene Pflanzen sind u. a. diese Arten anzutreffen: die Wilde Weinrebe, Schwimmfarn, Wassernuss und verschiedene Orchideenarten.

Interessiert die Ökologie die verantwortliche Politik nicht (mehr), darf man sich beim Lesen der doch recht eindeutigen Informationen verwundert fragen!

➡️ https://www.philippsburg.de/index.php/stadtwald.html

➡️ https://bnn.de/kraichgau/bruchsal/philippsburg/tiefengeothermie-in-philippsburg-fuer-den-bohrplatz-wird-wald-gerodet

 

WÄRMENETZE ZU TEUER UND UNWIRTSCHAFTLICH - FÖRDERMITTEL DERZEIT GESTOPPT

Doch erste Gemeinden in SH stellen fest: Im Außenbereich wird Nahwärme zu teuer. Bei langen Leitungen steigen die Energieverluste - und damit auch die Kosten.

Generell teilt ein Hansewerk-Sprecher aber mit: Wärmeverluste von knapp einem Drittel der Energie seien in dörflichen Strukturen nicht unüblich.

➡️ https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Sind-Waermenetze-auf-dem-Dorf-wirtschaftlich,waermenetze104.html

Die Ampel will 200 Millionen Euro an Fördergeld zum Ausbau der Fernwärme streichen. Dann seien die Klimaziele unerreichbar, warnt der Stadtwerke-Verband die Bundestagsabgeordneten in einem Brandbrief.

➡️ https://rp-online.de/wirtschaft/stadtwerke-kaempfen-um-foerderung-fernwaerme-ampel-will-200-millionen-streichen_aid-105234489

Im Einzelnen wurden die Fördermittel unter anderem für Wärmenetze ... gestoppt.

➡️ https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/nach-urteil-vom-bundesverfassungsgericht-bundesamt-stoppt-zahlreiche-forderprogramme-10880152.html

Und die drei Milliarden Euro, die der Bund bis 2026 insgesamt für die erneuerbare Wärmeerzeugung aus Geothermie, Solarthermie und dem Einsatz von Großwärmepumpen sowie weitere Wärmenetzinfrastruktur zur Verfügung stellen will, bezeichnet der Geschäftsführer der kommunalen Geothermie-Gesellschaft Erdwärme Grünwald (EWG), Andreas Lederle, als geradezu "lächerlich".

Die Kosten dafür sind freilich horrend: Verbundleitungen mit einem halben Meter Durchmesser kosten circa fünf Millionen Euro pro Kilometer, das Verteilernetz schlägt mit bis zu zwei Millionen Euro pro Kilometer zu Buche.

➡️ https://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/muenchen-stadtwerke-geothermie-erdwaerme-laufzorn-1.5722522

Wegen der knappem Haushaltslage hat die Bundesregierung das Förderprogramm für effiziente Wärmenetze (BEW) zunächst auf Eis gelegt. Davon sind auch Geothermie-Projekte betroffen.“

➡️ https://www.merkur.de/lokales/muenchen/geothermie-foerderung-auf-eis-stadtraete-in-muenchen-alarmiert-92789117.html

 

ERDBEBENGEFAHR

Zur Erdbebengefahr hat die FU Berlin eine neue, aktuelle Studie veröffentlicht, 3 Zitate daraus:

❌ „Der Mensch kann durch Eingriffe in die Natur Erdbeben auslösen - das ist bereits länger bekannt. Insbesondere Industrieaktivitäten wie etwa tiefe Geothermie, Öl- oder Gasförderung und die unterirdische Entsorgung großer Salzwassermengen, die mit Kohlenwasserstoffen mitgefördert wurden, können zu Erschütterungen der Erde führen, die in Ausnahmesituationen mit Todesopfern, häufig aber mit weiteren negativen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen in den betroffenen Regionen verbunden sind.

❌ „Während der Injektion von Flüssigkeiten in tiefen Gesteinen führt ein höherer Porendruck zu einem Abfallen der Normalspannung, was die Bruchflächen destabilisiert und Erdbeben auslösen kann.

❌ „Aktuell können die Risiken von induzierter Seismizität nur statistisch geschätzt werden.

➡️ https://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2024/fup_24_008-nature-studie-erdbeben-industrieaktivitaeten/index.html

 

WIR FRAGEN:

Wie können die Verantwortlichen in der Politik bzw. in den Rathäusern nach den vielen negativen Erfahrungen im Oberrheingraben weiterhin auf die Tiefengeothermie setzen?

Tiefengeothermie ist im Oberrheingraben nicht planbar, unzuverlässig, unwirtschaftlich und vor allem mit großen Risiken und Gefahren für die Allgemeinheit verbunden! 



WIR FORDERN DEN SOFORTIGEN STOPP DER TIEFENGEOTHERMIEPLANUNGEN IM SEISMISCH AKTIVEN OBERRHEINGRABEN!

Vielen Dank!

Eure

IG Tiefengeothermie im Landkreis Karlsruhe

Bürgerinitiative gegen Tiefengeothermie in Karlsruhe

 

 

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