Bundesverband Gegen Tiefengeothermie

 

DAS SPIEL AUF ZEIT ODER EINE BANKROTT-ERKLAERUNG DER DEUTSCHEN ERDWAERME?

 

Und gleichzeitig eine nicht unberechtigte Grundsatzfrage: Wieso planen Politik und Verwaltung immer noch mit der im Oberrheingraben so unzuverlässigen Technologie der Tiefengeothermie?

Am 16. September 2024 veröffentlichte die BNN diesen, leider kostenpflichtigen Artikel zum Thema:

➡️ https://bnn.de/karlsruhe/karlsruher-norden/stutensee/das-ist-der-aktuelle-stand-bei-den-geothermie-projekten-in-graben-neudorf-und-dettenheim

Zur Erinnerung: Die Deutsche Erdwärme wollte, die am 15. Mai 2022 begonnene erste Bohrung nach 3 Monaten beendet haben, die zweite Bohrung sollte unmittelbar anschließend starten. Aus diesen 3 Monaten werden laut Geschäftsführer Pohl jetzt gar 4 Jahre, da man mit der ersten Bohrung noch immer nicht genügend Sole fördern oder reinjizieren, dh unter Druck zurückführen kann? 

Wie lange würde man für die zweite Bohrung, mit einer nun ins Spiel gebrachten speziellen Bohranlage, benötigen? Geschäftsführer Pohl kündigte in der BNN bereits an: „Das benötigte Bohrgerät sei in Mitteleuropa sehr selten.“ Eine vorsichtig formulierte Ankündigung, dass es dann doch wohl noch länger dauern könnte?

Vermutlich liefert selbst das kleine Forschungs- und Versuchskraftwerk Bruchsal mit 24 l/s mehr Tiefenwasser als das allererste Bohrloch der Deutschen Erdwärme. Wenn Geschäftsführer Pohl dazu meint: „Das Ergebnis übertrifft die Erwartungen“ ist dies wohl eher als eine sogenannte Schönfärberei zu bezeichnen. 

Die erste Bohrung in Graben-Neudorf war zu teuer und funktioniert augenscheinlich noch immer nicht, daher haben auch „Spülungen“ im Juni/Juli 2024 durch eine Expertenfirma nicht viel geändert, die Fündigkeit lässt weiterhin zu wünschen übrig. Zuletzt wurden 6 Millionen Liter (6.000 Kubikmeter) wertvollstes Grundwasser innerhalb einer Woche in das erste Bohrloch gepresst. Resultierend wurden die ersten zwei induzierten seismischen Ereignisse in der unmittelbaren Nähe zum Projektstandort ausgelöst. 

Das, von der im Steuerparadies Grünwald sitzenden Deutschen Erdwärme GmbH auf ihrer Homepage als Referenzprojekt erwähnte Kraftwerk in Grünwald liefert 150 l/s. Hier klaffen Welten zw. Realität und Vorstellungen zu ihrem ersten eigenen Projekt in unserer Region.

Nun verschiebt die Deutsche Erdwärme eine (eventuelle) zweite Bohrung auf das Jahr 2026.

 

AUCH DAS DETTENHEIMER PROJEKT „STOTTERT“

Verschoben wird nun auch der Zeitplan für das umstrittene Dettenheimer Tiefengeothermie-Kraftwerk. Dort sollte 2025 mit der ersten Bohrung begonnen werden, inzwischen spricht Herr Pohl von einem „nicht mehr im Jahr 2025“. Ist man jetzt bereits über ein ganzes Jahr im Verzug?

Widersprüchliche Aussagen zum Projektablauf, die man skeptisch betrachten sollte, findet man in den Veröffentlichungen:

Zitat SWR-Artikel vom Mai 2024: 

„Gegenüber dem SWR bestätigte Geschäftsführer Herbert Pohl den Zeitplan. Derzeit würden Fördermittel beantragt, im kommenden Jahr könnten dann die Arbeiten in Dettenheim beginnen.“

➡️ https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/karlsruhe/deutsche-erdwaerme-darf-geothermie-bohrung-in-dettenheim-durchfuehren-100.html

Zitat BNN-Artikel (4 Monate später) vom September 2024:

„Nun muss geklärt werden, ob die Gemeinde Dettenheim an eine regionale Wärmeversorgung durch die geplante Anlage angeschlossen werden kann. Dazu finden nach Pohls Aussage derzeit Gespräche statt. Erst danach sind Anträge auf Fördergelder und der Bau des Bohrplatzes möglich.“

➡️ https://bnn.de/karlsruhe/karlsruher-norden/stutensee/das-ist-der-aktuelle-stand-bei-den-geothermie-projekten-in-graben-neudorf-und-dettenheim

Dass es eher als unwirtschaftlich gilt, in der Gemeinde Dettenheim ein teures Fernwärmenetz, betrieben mit Tiefengeothermie zu erstellen, dürfte kein Geheimnis sein. Wer sollte dieses Netz letztendlich finanzieren, nebst den privaten Kosten für die Übergabestationen in den Eigenheimen? 

Hierbei muss man mit Kosten von ca. bis zu 20.000 Euro rechnen, wobei (im Augenblick) eine Förderfähigkeit im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) geprüft werden kann.

Auch wenn derartige Installationen mit Steuermitteln in Form von Fördergeldern bezuschusst werden, bleibt dennoch ein Großteil der unmittelbaren Finanzbelastung bei den Bürgern hängen. 

Wie können der Stadt- und Landkreis Karlsruhe bei so hohen Kosten und Unsicherheiten noch an Planungen für die notwendigen extrem teuren Wärmetrassen denken? Hier wären ortsnahe, übersichtliche Kaltwärmenetze, begründet auf oberflächennaher Geothermie und effizienter Wärmepumpentechnik die durchaus intelligentere und kostengünstigere Alternative für die Bürger.

Auch stellt sich die Frage, wie lange der Finanzier der Deutschen Erdwärme #copenhageninfrastructurepartners bei den bisherigen desaströsen Ergebnissen wohl überhaupt noch mitspielt?

 

PLANUNGEN FUER PHILIPPSBURG IN DEN SCHUBLADEN VERSCHWUNDEN?

Das Projekt Philippsburg wird im angeführten Beitrag der BNN und im Staatsanzeiger schon gar nicht mehr angesprochen. Vermutet man hier Kratzer am grünen Öko-Image zu erleiden, insofern man das ökologisch wertvolle Areal im Stadtwald dem Erdboden gleichmacht und hier ebenfalls die Lithiumförderung betreibt?

 

PROBLEMATISCHER OBERRHEINGRABEN

Dazu sollte man auch die permanenten Probleme der mehr schlecht als recht laufenden Werke in Insheim, Rittershoffen und Landau betrachten. Die Werke lösen immer wieder, teils auch in großer Anzahl Erdbeben an ihren Standorten aus, teilweise mit Schäden, dazu auch mit Grundwasserverunreinigung. Dies führte und führt immer wieder zu teilweise (jahre-)langen Zeiten des Stillstands der Werke. In Landau jährt sich inzwischen fast (wieder) ein zweijähriger Stillstand des dortigen Kraftwerkes. 

Wer solche Projekte als angeblich „grundlastfähig“ bezeichnet, verdrängt die realistischen Betriebs- bzw. Ausfallzeiten. Letztendlich müssen fossil betriebene Redundanz-Kraftwerke bei jahrelangen Ausfallzeiten einspringen. Eine geplante Redundanz zw. verschiedenen Tiefengeothermie-Kraftwerken ist nicht nur in diesem Sinne als realitätsfern zu bezeichnen.

Als äußerst ambitioniert kann man die Ansichten der Deutschen Erdwärme betrachten, die jährliche Betriebszeiten ihrer Kraftwerke von gar 8.000 Stunden veranschlagen:

➡️ https://www.deutsche-erdwaerme.de/geothermie-leicht-erklaert/

 

UEBERREGIONALE PLANUNGEN

Die Projekte erweisen sich in der Region wahrlich als altbekannte „ROHRKREPIERER“, und dies nicht erst nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid im März 2023 in Waghäusel. Andere übereifrige Planer dagegen denken/träumen bereits von Wärmetrassen mit einer Gesamtlänge von ganz und gar 63 Kilometern (!) und 10 angeschlossenen Kommunen bis nach Bretten. 

Sicherlich sollte man, neben der schwierigen Realisierung und den Umweltauswirkungen auch die Menge an Wärmeenergie betrachten, die sodann schon aufgrund der Trassenlänge der Umwelt unnötig zugeführt wird. 

Zitat: „Es wurde eine Korridorplanung für eine Trassenführung zu allen bislang beteiligten Kommunen erarbeitet. Auch eine Vorzugstrasse liegt vor. Diese hat eine Gesamtlänge von 63 Kilometern und verbindet alle zehn Kommunen. Derzeit wird mit der Deutschen Erdwärme als Betreiberin der Tiefengeothermieanlagen in Graben-Neudorf und Dettenheim über den Wärmepreis verhandelt. Weiterhin muss auch noch geklärt werden, wann die Anlagen in Betrieb gehen und welche Wärmemengen geliefert und abgenommen werden können, erklärt die Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe.“

➡️ https://www.staatsanzeiger.de/nachrichten/kreis-und-kommune/landkreis-karlsruhe-will-geothermie-fuer-alle-nutzbar-machen/

Welche bislang auf Jahre fiktiven TG-Projekte sollten die benötigte Energieleistung für die überdimensionierte 63-Kilometer-Trasse überhaupt erbringen? Etwa die angedachten Projekte in Graben-Neudorf und Dettenheim? 

Ein Projekt, geplant wie in Graben-Neudorf soll nach Angaben der Deutschen Erdwärme lediglich 40 MW thermische Leistung erbringen. Durch eine Lithiumförderung reduziert sich die Wärme-Einspeiseleistung eines (fiktiven) Graben-Neudorfer Kraftwerkes um ganze 50 % (aufgrund Eigenbedarf) auf 20 MW thermisch. 

Von diesen 20 MW thermisch fallen nochmals bis zu 20 % an Wärmeverlusten an die Umgebung zum Opfer. Will man wirklich ernsthaft mit 2x 16 MW thermisch (Graben-Neudorf + Dettenheim) eine Fernwärmetrasse auf einer Länge von 63 Kilometern betreiben? 

Das Tiefengeothermieprojekt Bruchsal wird keine Leistung hinzusteuern können, da hier die Leistungsgrenze bereits mit der anteiligen Beheizung (ca. 61 %) der örtlichen Polizei-Ausbildungsstätte erreicht ist. Die dort erforderliche restliche Wärme stammt aus einem Blockheizkraftwerk.

Um einen durchaus qualifizierten Vergleich über die relativ lapidaren Wärmemengen zu ermöglichen, sollte man betrachten, dass bspw. im Fernwärmenetz der MVV in der Region Mannheim in der Spitzenlast 1.000 MW thermisch benötigt werden. Die Stadtwerke Karlsruhe halten für die Spitzenlast bis zu ca. 1.100 MW thermisch bereit. Da können Werte um die 40 MW thermisch nur ein müdes Lächeln hervorbringen, zumal der 50-prozentige Eigenenergiebedarf einer angedachten Lithiumförderung hierbei noch komplett außer Acht gelassen wird.

Wenn der Staatsanzeiger die Deutsche Erdwärme hier bereits „BETREIBERIN der Tiefengeothermieanlagen ...“ nennt, obwohl es derzeit mehr als fraglich erscheint, dass die DEW überhaupt je ein Werk betreiben kann, klingt das wenig verantwortlich.

Politik und Verwaltung sollten erkennen, dass die Tiefengeothermie im Oberrheingraben letztendlich nie zuverlässig planbar zu unserer existentiell wichtigen Energieversorgung beitragen kann. Man sollte daher alle entsprechenden Planungen sofort einstellen. 

Unsere Energieversorgung muss auf eine verlässliche Basis gestellt werden. Hierfür gibt es viele alternative, sichere und zudem zuverlässige Beispiele, die wir bereits in unseren vergangenen Veröffentlichungen aufgezeigt haben.

 

GEZIELTE FORSCHUNG: PETROTHERMALE TIEFENGEOTHERMIE

Zitat: „Katharina Schätzler vom KIT erklärt, dass es bei dem GeoLab um Grundlagenforschung geht: "Wir wollen herausfinden, wie man gut, sicher und umweltgerecht kristallines Gestein für die Erdwärmeversorgung nutzen kann."

Das heißt, dass man an der bislang in Baden-Württemberg (angeblich) nicht genehmigungsfähigen petrothermalen Tiefengeothermie forschen möchte, wofür den Experten der Helmholtz-Gemeinschaft und des KIT sicherlich bereits staatliche Förder- bzw. Forschungsmittel zur Verfügung gestellt wurden? Für eine Wärmewende und eine Lithiumförderung zugunsten einer ins Stocken geratenen Mobilitätswende, stehen der verantwortlichen Politik anscheinend bislang (noch) genug unserer Steuergelder zur Verfügung?

➡️ https://www.hessenschau.de/gesellschaft/vibro-truck-erkundet-berg-tromm-was-dieser-laster-mit-der-energiewende-zu-tun-hat-v1,tromm-geothermie-100.html

Wird man demnächst die Bürgerinnen und Bürger im Oberrheingraben einer noch höheren Erdbebengefahr durch petrothermale Tiefengeothermie-Systeme aussetzen? In Verbindung mit petrothermalen Systemen denkt man schnell an die 3.800 Schadensmeldungen rund um das Tiefengeothermieprojekt Vendenheim, was mit 107 seismischen Ereignissen den Bürgerinnen und Bürgern ansatzweise aufzeigte, was im Oberrheingraben alles möglich ist. Diverse renommierte deutsche Firmen waren mit ihrem fachlich versierten und wissenschaftlichen Personal an diesem umfassend gescheiterten Projekt maßgeblich beteiligt. 

Auch das im Jahr 2009 wegen nicht unerheblicher induzierter Erdbeben-Ereignisse gestoppte Projekt in Basel beruhte auf der petrothermalen Tiefengeothermie. 

 

Vielen Dank.

Eure

IG Tiefengeothermie im Landkreis Karlsruhe &  Bürgerinitiative Tiefengeothermie in Karlsruhe

 

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